Den Krieg für einen Moment vergessen

Der TSV Wolkersdorf und die SpVgg Bayern Hof haben aus der Ukraine geflüchtete Kinder in ihre Jugendmannschaften aufgenommen und hoffen, dass noch mehr bayerische Fußballvereine ihrem Beispiel folgen.

Tolja (11) und Artom (9) tänzeln mit dem Ball am Fuß um die Hütchen, die Trainer Alexander Berger aufgestellt hat. Jede ihrer Aktionen wird von den Mitspieler*innen beklatscht. Es wirkt, als ob die beiden schon immer für die U13 des TSV Wolkersdorf spielen.

Schwer vorstellbar, dass sie in Wahrheit erst vor ein paar Wochen aus dem Osten der Ukraine in Richtung Polen geflohen sind. Von dort holte Vater Andrej die Familie mit dem Auto ab und nahm sie mit nach Deutschland – hier war er bereits vor Ausbruch des Krieges für eine Speditionsfirma tätig. Im mittelfränkischen Wolkersdorf hat die Familie nun ein neues Zuhause gefunden und versucht ein bisschen Normalität zurückzugewinnen.

Unterstützt wird sie dabei vom ortsansässigen Fußballverein, dem TSV Wolkersdorf. Der Vater eines der Nachbarskinder hatte den Kontakt zu Jugendleiter Michael Zimmermann und dem Verein vermittelt. Tolja und Artom sind bei der U13 untergekommen und haben zur Freude ihrer neuen Mitspieler*innen sogar schon ein paar Mal mittrainiert. Die fehlenden Sprachkenntnisse standen dem Spaß dabei nicht im Weg, wie Trainer Alexander Berger erzählt: „Es war zu Beginn ein bisschen schwierig, weil die beiden kein Englisch und kein Deutsch verstehen. Das heißt, wir mussten alles mit Händen und Füßen erklären. Teilweise haben die Jungs die Übungen vorgemacht oder sind nebenhergelaufen. Aber letztlich hat das dann eigentlich ganz gut geklappt. Es war wirklich schön anzuschauen, wie sich alle ins Zeug gelegt haben.“

Auch im 150 Kilometer entfernten Hof in Oberfranken gibt es einen Neuen in der U13: Oleg hatte zuvor bei den Nachwuchstalenten des ukrainischen Top-Klubs Dynamo Kiew gekickt, ehe die russischen Invasionstruppen die Familie zur Flucht zwangen. Nun spielt der Zwölfjährige für die SpVgg Bayern Hof. Zu verdanken haben das die Oberfranken ihrem Teammanager Waldemar Bärwald, der dem Jungen, seiner Mutter und seinem Opa zufällig vor der Sportanlage begegnet war. Nach einem kurzen Gespräch führte Bärwald Oleg durch das Stadion an der Grünen Au. „Der wollte den Ball gar nicht mehr hergeben vor lauter Freude!“, schwärmt der 64-Jährige. Die kriegsgeflüchteten Kinder aus der Ukraine sind für den Hofer Teammanager eine Herzensangelegenheit.

»IN DER SCHULE KRIEGEN SIE AUF ENGLISCH KEIN WORT RAUS, ABER HIER GEHT’S AUF EINMAL. DAS WAR SCHÖN ANZUSCHAUEN.«

ALEXANDER BERGER, TRAINER



Zeichen für den Frieden

Zu jedem Spiel seiner Mannschaft wandert auch sein eigens konzipiertes, drei Meter langes Transparent mit der Aufschrift „Krieg ist kein Spiel! Wir sind gegen Krieg“. So auch am Wochenende des 26. und 27. März, an dem der Bayerische Fußball-Verband (BFV) gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu einem bayernweiten Spendenspieltag für die Ukraine aufgerufen hatte. Dass diese Botschaft immer mehr Menschen in Bayern erreicht, zeigt sich auch in Wolkersdorf. Nach einem Interview beim Radiosender ANTENNE BAYERN hat Trainer Alexander Berger bereits weitere Trainingsanfragen von bayerischen Gastfamilien erhalten, die geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgenommen haben.

Alle wünschen sich, den Krieg in ihrer Heimat für einen Moment zu vergessen. Dass der Fußball dabei helfen kann, weiß auch Berger: „Die Jungs und Mädels sind total begeistert gewesen, dass sie einfach mal rauskommen, wieder andere Kinder kennenlernen und beim Fußballtraining unkompliziert mit ihnen in Kontakt treten können. Da sieht man schon, dass der Fußball dabei hilft, ein wenig Normalität zurückzubekommen“.

Während zahlreiche Fußballklubs in Bayern Geflüchtete aus der Ukraine willkommen heißen, sind beim Bayerischen Fußball-Verband auch bereits rund 20 Passanträge ukrainischer Kinder eingegangen.

DIE WICHTIGSTEN INFOS AUF UKRAINISCH:
Інформація для переселенців з України щодо спорту у футбольному клубі

Тренування: Діти та молодь можуть одразу приєднатися до тренувань без членства у клубі.

Ігри: Для участі у іграх потрібно мати дозвіл на гру від Баварської Футбольної Асоціації (BFV). Для цього потрібно мати членство у клубі, а також подати заявку на дозвіл на гру. Якщо можливо додавши документ, що посвідчує особу.

Дорослі: Можливі лише тренувальні та тестові матчі

Будь ласка зауважте, що згідно положень безпеки, признаються дійсними виключно ті вакцини, які допущені у ЄС. Тому відповідно вакцини, які широко розповсюджені в Україні напр. Sinovak і Спутник, є неприйнятними.
Страхування
Для всіх переселенців з України діє медичне страхування. Тому у випадку травми під час гри або тренування всі медичні витрати покриваються.
INFOS ZUM SPORT IM FUSSBALLVEREIN
Kinder und Jugendliche: Teilnahme am Trainings- und Spielbetrieb

Aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche können sofort, auch ohne Vereinsmitgliedschaft, am Trainingsbetrieb teilnehmen. Eine Teilnahme am Spielbetrieb ist nach Erteilung eines Spielrechts durch den BFV möglich. Dazu ist eine Vereinsmitgliedschaft erforderlich. Außerdem ist ein Passantrag unter Beifügung eines Ausweisdokuments des Spielers/der Spielerin sowie eines Wohnortnachweises zumindest eines Elternteils zu stellen. Für Spieler*innen ab dem älteren A-Junioren- bzw. B-Juniorinnen-Jahrgang besteht leider derzeit außerhalb der Wechselperiode I keine Möglichkeit zur Erteilung eines Spielrechts.

Erwachsene: Nur Training und Testspiele möglich
Erwachsene Spieler*innen dürfen mit sofortiger Wirkung am Trainings- und Freundschaftsspielbetrieb eines Vereins teilnehmen. Untersagt sind allerdings Einsätze in Pflichtspielen (Liga, Pokal, Relegation) in der laufenden Saison – das hat das DFB-Präsidium am 17. März beschlossen. Hauptgrund für die Entscheidung ist, die sportliche Integrität der Wettbewerbe und der verbleibenden Spieltage der Saison 2021/2022 in allen Spielklassen zu wahren.

Versicherung
Sollten sich Spieler*innen im Trainings- oder Spielbetrieb verletzen, sind die Kosten der medizinischen Versorgung abgedeckt. Es besteht ein entsprechender Anspruch auf Krankenbehandlung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.